„Weiße Weihnachten“ ist, wenn wir ehrlich sind, doch der Traum von fast jedem und dieser verschwindet nicht einfach mit dem 18. Geburtstag. Doch als für mich vor nun schon fast fünf Monaten die Reise zu meiner Einsatzstelle begann, war bereits klar, dass die Advents- und Weihnachtszeit hier völlig anders werden würde, als ich es bisher gewohnt war – und an Schnee wäre überhaupt nicht zu denken. Zusammen mit meinem guten Freund Tobias wohne und arbeite ich nun bald ein halbes Jahr in der Benediktinerabtei Mvimwa. Im Westen Tansanias leben wir hier als Teil der Gemeinschaft der circa 100 Mönche und verbrachten mit ihnen auch die Advents- und Weihnachtszeit.

Mit einer solchen Einleitung und dem typischen Bild der Savanne im Kopf geht man – etwas überspitzt – zuerst natürlich davon aus, dass wir Weihnachtslieder singend und schweißtropfend in der Kirche sitzen, während draußen die Grillen zirpen und die Schlangen durch das trockene Gras huschen. Doch diese stereotypische Vorstellung passt eigentlich gar nicht zu den Gegebenheiten hier vor Ort. Zugegeben, Schlangen gibt es, wenn auch sehr wenige; und Schnee liegt auch nicht, aber die Temperaturen sind doch ziemlich angenehm und steigen in der Regel nicht über 25 °C. Sie können am Morgen sogar auch mal etwas unter 15 °C fallen.

Die Abtei liegt völlig abgeschieden und knapp eine Stunde Fahrt mit dem Auto von der nächsten Stadt entfernt, in der sie auch eine weiterführende Schule betreibt. Doch auch direkt auf dem Gelände der Abtei befindet sich eine eigene Schule – eine Berufsschule, die, wenn nicht gerade Ferien sind, auch zweimal pro Woche unser Arbeitsplatz ist. Dort unterrichten wir grundlegendes Englisch für die Schüler des ersten Ausbildungsjahres. Zumindest war das so, denn hier in Tansania beginnt das neue Schuljahr zusammen mit dem neuen Kalenderjahr. Da die Schüler alle im Internat der Schule wohnen und aktuell in den Weihnachtsferien sind, warten wir nun auf die neuen Schüler und darauf, dass der Unterricht wieder beginnt.

Für uns begann die „Zeit der Ankunft“ wenig adventlich, denn wir verbrachten zwei Tage und damit auch den gesamten ersten Advent im Auto. Gemeinsam mit dem Abt fuhren wir in eine andere Abtei der Benediktiner von St. Ottilien in Tansania namens Ndanda. Diese liegt 1.300 Kilometer entfernt im Südosten des Landes und ist eine von deutschen Mönchen gegründete Missionsstation. Für uns war sie auch der Ort für eine Art Kurzurlaub. Da der Abt an den Exerzitien des Klosters teilnahm, hatten wir viel freie Zeit, um uns etwas auszuruhen und das Gelände anzuschauen. Und da die deutschen Missionare bis heute auch maßgeblich das Essen in Ndanda prägen, war es für uns gleichzeitig ein kulinarischer Urlaub. In der Regel gibt es in Tansania jeden Tag Reis oder Ugali, was eine Masse aus in Wasser aufgekochtem Maismehl ist. Und wenn man mal für ein halbes Jahr jeden Tag Reis gegessen hat, kann man sich auch unsere Freude über die Käsespätzle oder den Leberkäse, den es in Ndanda gab, erklären. Doch nicht nur das Essen ließ den Eindruck von einem „Stück Zuhause“ aufkommen, sondern auch die Wasserversorgung nach deutschem Standard. Anders als im Rest Tansanias kann man in Ndanda nämlich aus jedem Wasserhahn trinken und muss sich nicht immer Gedanken machen, ob man genug Wasser hat oder nochmals zum Wasserfilter oder einkaufen gehen muss. Unsere Zeit im Süden verging schnell, und nach zwei Tagen machten wir noch einen kleinen Ausflug an den Indischen Ozean. Dort hat Ndanda ein eigenes und sehr gut ausgestattetes Gästehaus, in welchem wir eine Nacht verbringen durften. Das Gästehaus steht direkt am Strand und ermöglichte es uns so, nach Seesternen und Muscheln zu suchen oder schwimmen zu gehen. Zwei Tage später stand dann schließlich der Hauptgrund unserer Reise an: Der Abt von Ndanda feierte sein 25-jähriges Professjubiläum. Doch nach der Messe und dem Mittagessen blieb für uns nicht viel Zeit für Festivitäten, denn unsere Rückreise stand an. Und so folgten zwei weitere Tage im Auto. Am Abend des 8. Dezembers kamen wir wieder in Mvimwa an.

Vor unserer Reise nach Ndanda jedoch bereiteten Tobias und ich uns und auch die Abtei schon einmal auf den Advent vor. Da wir von einigen Brüdern zuvor gehört hatten, dass es in der Abtei keinen Adventskranz gibt, beschlossen wir, eine Tradition von Zuhause ins tansanische Kloster einzuführen. Und so machten wir uns am 28. November zusammen auf den Weg in den Busch, um Nadeln und weiche Zweige für unseren Adventskranz zu finden. Da wir ja, anders als in Deutschland, keinen Strohkranz zum Aufbinden der Nadeln zur Verfügung hatten, mussten wir improvisieren und banden weiche, frische Äste zu einem Ring zusammen und fügten anschließend Schicht für Schicht die Nadeln hinzu. Auch Kerzen erhielten wir aus der Sakristei. Die große Frage war jedoch, ob sie den Adventskranz richtig anzünden würden. Das klingt zunächst nach einer sehr einfachen Aufgabe, aber wenn jemand noch nie einen Adventskranz gesehen hat und dann auch noch eine gewisse Sprachbarriere besteht, kann es auch schnell zu Missverständnissen kommen.

Nach unserer Rückkehr aus Ndanda jedoch stellte sich heraus, dass alles „richtig“ gemacht wurde: es brannten am zweiten Advent noch nicht alle vier Kerzen. Abseits von unserem Adventskranz und der neuen liturgischen Farbe war in der Abtei jedoch nicht zu bemerken, dass wir “im Advent“ waren. Draußen war es weder kalt noch gab es adventlichen Schmuck – zumindest zu Beginn der Adventszeit. Denn nach ein paar Wochen erhielten Tobias und etwas später auch ich ein Paket von Zuhause. Die Überraschungen waren nicht nur mit Plätzchen gefüllt; mein Paket enthielt sogar zwei Weihnachtssterne mit Beleuchtung sowie ein Räuchermännchen. Mit der Zeit wurde es also auch in Mvimwa immer weihnachtlicher. Doch um uns auf Weihnachten vorzubereiten, fehlte auch noch ein den Festtagen angemessener Haarschnitt und da der nächste Friseur eine Stunde mit dem Auto entfernt liegt, schnitten Tobias und ich uns gegenseitig die Haare. Da wir uns bereits das zweite Mal während unserer Zeit hier in Mvimwa gegenseitig frisierten, hatten wir bereits etwas Übung und keiner von uns musste die nächsten Wochen ausschließlich mit Mütze rausgehen.

Weihnachten näherte sich, und während in Deutschland bei den meisten wahrscheinlich eine Adventsstunde nach der anderen im Kalender stand, hatten die meisten Einheimischen hier wohl eher eine ruhigere Zeit. Am 14. Dezember stand dann auch für die Arbeiter des Klosters eine Weihnachtsfeier an. Dafür lud das Kloster alle Arbeiter aus den Schulen und den anderen Betrieben für eine Art Betriebsfeier in das Kloster ein. Auch einige Schüler waren eingeladen, und so hatte ich zusammen mit den Brüdern einiges an Arbeit, um uns um die mehreren hundert Gäste zu kümmern. Es musste Essen ausgegeben, Trinken verteilt und schließlich alles wieder abgewaschen werden. Besonders die Schüler freuten sich sehr über das Essen und kämpften regelrecht um das geräucherte Fleisch, das es am Nachmittag als eine Art Snack für alle gab. Doch nicht nur die Kinder horteten Getränke und Essen, sondern auch manche Lehrer schienen Angst um ihren Anteil zu haben. So wurde ich häufig gerufen und gebeten, ihnen noch Bier oder Limonade zu holen. Als ich sie darauf ansprach, dass sie doch schon vier Flaschen Limo neben ihrem Stuhl liegen hätten, versuchten mir viele Gäste zu erklären, dass diese Flaschen jemand anderem gehörten. Am Abend ging es schließlich für alle Lehrer und Schüler nach Hause – mit Taschen voller Limo und Bier. Für uns stand am nächsten Tag das Aufräumen an.

Von den weiteren Ereignissen bis Weihnachten bekam ich nicht viel mit, da ich die meiste Zeit krank im Bett verbringen musste. Pünktlich zum 23. Dezember ging es mir jedoch wieder gut und am 24. Dezember begannen wir zusammen mit dem Novizen Br. Walter die Krippe aufzubauen. Der Stall bestand aus einer recht instabilen und weniger hübschen Konstruktion aus Sperrholzplatten. Das war jedoch kein Problem, da wir das gesamte Dach mit Tannengrün bedeckten. Die Krippenfiguren platzierten wir auf etwas Gras und so war die Krippe am Ende ganz ansehnlich. Br. Walter kümmerte sich nun noch um die Beleuchtung, während Tobias und ich für den Dienst als Assistenten des Abtes in der Christmette probten. Als wir schließlich die fertig dekorierte Krippe sahen, war sie mit unzähligen bunt blinkenden Lichterketten geschmückt. Die „weihnachtliche Warnblinkanlage“ traf zwar nicht ganz meinen Geschmack, aber da sie sicher für viel Aufmerksamkeit und Freude bei den Brüdern traf, war das die genau richtige Illumination. Doch ein Problem musste noch gelöst werden, denn den Krippenfiguren fehlte einer der heiligen drei Könige. Auch dafür fand Bruder Walter schnell eine Lösung: er machte kurzerhand einen der Hirten zum König.

Am Abend folgte auf die Vigil endlich die Christmette. Tobias und ich durften diese – in unseren fleißig geprobten Assistentenrollen für den Abt – mitgestalten. Meine Aufgabe war es, das Messbuch vorzubereiten und immer zur richtigen Zeit die aktuell benötigte Seite aufzuschlagen, während sich Tobias um die Mitra und den Stab des Abtes kümmerte. Die Lieder, die wir während des Gottesdienstes sangen, kannte ich zum Großteil bereits aus Deutschland, hörte sie nun aber zum ersten Mal auf Swahili. Somit war das Mitsingen auch eher schwierig. Bei den lateinischen Stellen “schmetterten“ wir dann umso begeisterter mit. Während in Deutschland am Heiligen Abend die Kirchen großen Zulauf haben, sah es hier in Mvimwa ganz anders aus – es kamen sogar weniger Menschen zur Messe als sonst. Dies lag wohl daran, dass alle Schüler der Berufsschule und viele der Mitarbeiter über Weihnachten nach Hause gefahren sind. Nach der Messe standen einige Brüder noch zusammen in der Kirche, sangen euphorisch Weihnachtslieder und tanzten durch die Kirche. Nach der Messe ging es schließlich für alle zusammen noch einmal in das Refektorium, wo wir gemeinsam noch den restlichen Abend verbrachten. Es gab Getränke, etwas geräuchertes Fleisch und Kuchen, den die Italiener, die zusammen mit uns hier wohnen, gebacken hatten. Weihnachtstraditionen gibt es nicht viele, und auch das gemeinsame Zusammensitzen war nach kurzer Zeit beendet, da am nächsten Morgen ja wie immer die Laudes (das Morgengebet) um 7:00 Uhr anstand.

Am nächsten Morgen fragte uns der Abt, ob wir ihn zur Messe nach Nchenje – ein sehr kleines Dorf in der Nähe der Abtei – begleiten würden. Und so ging es für uns am ersten Weihnachtsfeiertag in die kleine Dorfkirche des circa 800 Meter langen Dorfes. Wobei „Kirche“ bei uns und europäischen Lesern falsche Erwartungen wecken dürfte. Rissige Wände mit einem aus Beton gegossenen Boden und einem Dach aus löchrigen Blechen umhüllt den Raum, in dem hier Gottesdienste gefeiert werden. Die Kinder saßen auf Holzbalken, die auf dem Boden lagen, und für alle anderen gab es etwa 30 cm hohe Sitzbänke aus Holz, die an die typischen Bänke in Turnhallen erinnerten. Statt einer Glocke hing draußen eine alte LKW-Felge, auf die mit einem Holzstock geschlagen wurde. Die Krippe bestand aus einer Sammlung selbstgemachter Ton-Figuren und einer – noch in Folie verpackten – Marienstatue. Da die Figuren jedoch nur sehr grob ausgeformt waren, konnte ich leider nicht erkennen, wer nun das Christkind und wer ein Hirte, Joseph oder gar ein Ochse sein sollte. Alles zwar improvisiert – immerhin aber eine Krippe! Zur ärmlichen Gestalt der Kirche stand der reiche Strom der Besucher in Kontrast: sie war randvoll und vor allem mit Kindern gefüllt. Diese saßen seitlich zum Altarraum in einem kleinen Raum. Während der Messe wurden es immer mehr Kinder, sodass sie sich langsam in den Altarraum ausbreiteten und immer wieder von einem Erwachsenen umverteilt wurden. Auch an diesem Tag hatten Tobias und ich wieder die gleichen Aufgaben wie an Heiligabend. Diesmal gab es jedoch auch einige Taufen, und so ging der Plan des Abtes, zum Mittagessen wieder zurück zu sein, nicht auf, und wir kehrten erst am frühen Nachmittag zurück. Während bei den meisten Haushalten in Deutschland zum Mittag des ersten Weihnachtsfeiertages wahrscheinlich Gans und Klöße oder ein anderes Festessen auf den Tisch kommen, war unser Mittagessen eher schlicht und nichts Besonderes im Vergleich zu den anderen Tagen des Jahres. Zum Abendessen hingegen tischte Bruder Andrea, der mit Unterstützung von einigen anderen Brüdern für das Kloster kocht, ein wirkliches Weihnachtsessen auf. Rouladen oder Gänsebraten gab es zwar nicht, dafür Ente und Pilau, eine Art gewürzter Reis, und vieles mehr.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag fuhren wir mit dem Abt in ein weiteres Dorf namens Ntemba. Nicht nur unsere Aufgaben glichen denen des Vortages, sondern auch die Erscheinung des Kirchgebäudes. Auch hier gab es die LKW-Felge als Glocke und das löchrige Blechdach sowie einen kleinen Raum voller Menschen und Kinder. Nach dem Gottesdienst wurden wir schließlich noch zum Essen in das Haus des Dorfobersten eingeladen. Als wir am Nachmittag schließlich in die Abtei zurückkehrten, sollten der Trubel und die Besuche in den umliegenden Dörfern jedoch erst mal vorüber sein, und wir hatten etwas Zeit, die vielen Eindrücke zu verarbeiten.

Dies bedeutete jedoch nicht, dass wir am 27.12. entspannt auf der „faulen Haut“ liegen konnten. Denn es stand gemeinsame Arbeit mit der gesamten Gemeinschaft an. Alle Brüder pflanzten an diesem Tag zusammen Bäume auf dem Klostergelände. Zunächst nur am Rand des Weges, der zu dem vom Kloster gebauten Marienschrein führt. Und danach ging es für alle zu einem großen Feld. Dieses soll zu einem Wald aufgeforstet werden. Tobias und meine Aufgabe war es, die Plastikhüllen, welche die Wurzeln ummantelten und beim Pflanzen entfernt werden mussten, einzusammeln. Da mussten wir uns ranhalten, weil 40 Brüder im Akkord Bäume pflanzten und sowohl die Folie als auch die Erde schwarz waren. Die Arbeit begann um neun Uhr morgens, und gegen vier Uhr war die Arbeit – und wir – geschafft. Immerhin standen nun circa 5000 kleine Pinien- und Eukalyptusbäume und machen Mvimwa in Zukunft hoffentlich noch ein Stück grüner. Für mich war es ein wirklich sehr schöner Tag, und ich genoss es, einfach mal den ganzen Tag draußen zu sein und nicht andauernd mit dem Lärm von vielen Leuten umgeben zu sein. (Einsam waren wir mit all den Mitbrüdern natürlich nicht, aber es war doch schon deutlich ruhiger als an den Tagen zuvor.)

Auf die Ruhe bei den Pflanzarbeiten folgte ein turbulenter Tag: Wir erwarteten in der Abtei nämlich Besuch. Ein paar Tage zuvor erzählte uns der Abt bereits, dass er alle Kinder der umliegenden Dörfer in die Abtei eingeladen hatte, um für sie ein Weihnachtsessen zu veranstalten und ihnen einen schönen Tag zu schenken. Er erklärte uns, dass viele Familien aus den Dörfern sich ein besonderes Weihnachtsessen nicht leisten könnten und die Kinder bis auf den Besuch der Kirche nichts Besonderes zu Weihnachten erleben würden. Auch er kannte diese Situation aus seiner Kindheit und erinnerte sich zurück, wie ihn damals die Missionare der Benediktiner zusammen mit seinen Freunden zu sich einluden und ihnen ein Weihnachtsessen schenkten. Und nun wollte auch er den Kindern hier einen solchen Tag und solch schöne Erinnerungen schenken. Am Morgen gegen 9:00 Uhr kamen die ersten Kinder an, und im Laufe des Vormittags wurden es immer mehr, bis schließlich über 400 Kinder aus all den Dörfern und Pfarreien um Mvimwa in der Kirche saßen. Der Tag begann für sie mit einem Gottesdienst, und anschließend warteten alle gespannt auf das Essen. Hierfür setzten sich die jüngeren Kinder in kleinen Gruppen zusammen und bekamen auf einem großen Tablett, Reis, Soße, etwas Gemüse und Fleisch, das sie sich in ihrer Gruppe teilten. Zusammen mit ein paar anderen Mitbrüdern verteilte ich dann an jeden eine Flasche Limo und füllte die leeren Teller wieder auf. Nach dem Essen folgten noch Beiträge aus jedem Dorf. Ältere Kinder hatten jeweils eine Bibelstelle rausgesucht, welche sie nun vorstellten und erläuterten. Beeindruckend und zeitintensiv, weshalb vielen Kindern bald deren Langeweile anzumerken war.

Doch das Warten lohnte sich, denn nach einem gemeinsamen Gebet verteilte der Abt an einige Kinder Schulsachen wie Rucksäcke und Stifte sowie einige Uhren. Als es schließlich bereits dämmerte, machten sich die Kinder langsam auf den Heimweg und verließen mit einem breiten Lächeln das Kloster. Damit war auch die letzte Weihnachtsfeier hier in Mvimwa vollendet. Die Weihnachtsoktav war natürlich noch nicht vorbei, aber große Feste mit vielen Gästen standen in den nächsten Wochen zumindest nicht mehr an.

Eine Sache fehlt noch für die Vollständigkeit eines „Dezemberberichtes“. Einen Jahreswechsel gibt es natürlich auch in Mvimwa. Mit den Feierlichkeiten in Deutschland hat Silvester hier aber nichts gemein. Während viele der Freiwilligen in Tansania sich über Silvester in Sansibar treffen und dort in Hotelanlagen das Neujahr feiern, entschieden wir uns dafür, in der Gemeinschaft der Brüder zu bleiben, weil wir uns als ein Teil von Ihnen erleben. Und so verbrachten wir den Jahreswechsel zunächst in der Kirche. Nachdem Pater Gregory seine Predigt kurz vor null Uhr abgeschlossen hatte, warteten alle in Stille auf das Läuten der Glocke, welche das neue Jahr einläuten sollte. Anschließend gratulierten sich alle, und wir feierten den Gottesdienst weiter. Nach der Messe gingen wir mit allen Brüdern zusammen in das Refektorium (den Speiseraum des Klosters). Dort saßen wir bei Bier, geräuchertem Fleisch und etwas Kuchen zusammen und verbrachten den Abend. Mit dem neuen Jahr begann auch ein weiterer besonderer Tag, denn der Gründer des Klosters, Bruder Gwalbert, wurde am 1. Januar 94 Jahre alt. Dass nach der kurzen Nacht des Jahreswechsels die Gratulationen und die Feier erst so richtig am Abend (des 1.1.) stattfanden beeinträchtige die ausgelassene Stimmung bei singenden und tanzenden Brüdern nicht im Geringsten – zumal Bruder Gwalbert davon ausgeht, dass der tatsächliche Geburtstag nichts mit dem 1.1. zu tun hatte. Vielmehr wurde dieser Tag mangels genauer Kenntnis des Datums amtlich notiert.

So endete mit dem Dezember ein Jahr, das mir unglaublich viele Veränderungen, ja die Vollendung eines großen Lebensabschnittes bescherte und gleichzeitig ganz neue Erfahrungen mit dem Weltfreiwilligendienst und einer bis jetzt schon wunderschönen Zeit in Mvimwa schenkte. In froher Zuversicht auf all die Begegnungen und Erlebnisse, die 2025 auf mich zukommen werden, möchte ich meinen Bericht mit dem Wunsch für ein gutes, frohes und gesegnetes neues Jahr beenden.

 

Liebe Grüße aus Mvimwa von Friedemann