In Pfarrei und Schule wurde diesen Monat am Palmsonntag Jesus begrüßt. Schon gut eingestimmt mit vielen Liedern, Prozessionen, Palmblättern und einem Esel machte ich mich auf meine Reise – denn das Finale der Osterwoche habe ich nicht an der Küste verbracht.
Nach 13 Stunden Busfahrt steige ich in den Anden aus. In Cajamarca (Aussprache: Kachamarka), einer Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern auf 2.750 Metern Höhe – aber für mich ging es noch ein Stückchen weiter nach Norden, nach Bambamarca, einer kleineren Stadt mit rund 65.000 Einwohnern. Mit einem Minivan bahnten wir uns den Weg durch die kurvige Strecke. Ich fühlte mich zwischen den grünen Hügeln sehr heimisch. Das erinnerte mich, trotz der unglaublichen Höhe, mehr ans Allgäu als der viele Sand an der Küste.
Schließlich angekommen, wurde ich auch schon von einer Schwester abgeholt und herzlich empfangen. Auch wenn ich die Gemeinschaft aus Madrid bereits kannte, war ich kurz irritiert, dass sie nur einen Rock und ein dunkles Oberteil trugen – und keinen Schleier. Die Gemeinschaft nennt sich kurz die „Oblatas“ (auf Deutsch: Die Oblatinnen). Ihr Ziel ist es, mitten unter den Menschen zu leben, – besonders bei den benachteiligten oder hilfsbedürftigen. In ärmeren Vierteln sind sie beispielsweise in Deutschland, Frankreich, Spanien, Brasilien, und seit zwei Jahren auch in Peru zu finden. So sitze ich mal wieder, wie so oft, an einem internationalen Tisch – mit Peruanern, Spanierinnen und einer Polin. Nach einer kurzen Stärkung geht es auch schon wieder los, und zwar mit einer Schwester und ein paar Ehrenamtlichen der Pfarrei in eines der umliegenden Dörfer. Wobei sich das Wort Dorf hier auf den Ortskern von vier privaten Häusern bezieht. Außerdem befanden sich dort ein kleiner Versammlungsraum, ein Kindergarten und ein Grundschulhaus. Die Kapelle war aus Ziegeln gebaut und auf den zweiten Blick – dank der beiden Türme – zu erkennen. Farbe und Glocken fehlten noch. Das war’s – der Rest des Dorfes war über einen Umkreis von etwa 5 Kilometern verstreut.
Da ich mir so gar keinen Überblick verschaffen konnte, wie groß der Ort tatsächlich ist, war ich letztlich ziemlich überrascht, als wir das kleine Kirchlein mit fast 50 Leuten füllten. Da es zu viele Orte und zu wenige Pfarrer gibt, übernehmen die Schwestern in einigen Dörfern die Liturgie für die Feiertage.
Am Abend ging es zurück in die Stadt – und dort direkt zur Gründonnerstagsmesse. Im Mittelgang waren Brote ausgelegt, ebenso vorne im Altarbereich. An der Seite befand sich eine Art kleines Zelt aus Leinen, das den Ort am Ölberg symbolisierte. Ich war überwältigt von der Schönheit und der Arbeit, die offensichtlich dahinter steckte.
Und was gefiel mir nun besser – in der Stadt mit Hunderten anderen und wundervoller Dekoration zu feiern, oder im kleinen Kreis und in Einfachheit? Ich muss zugeben: Letzteres hat seinen Charme. Es wirkt sehr friedlich und beruhigend – das Landleben und die Familien in teils traditionellen Gewändern. Diese magische Anziehung hilft, sich selbst ein Stück davon mitzunehmen – und gleichzeitig ist es ein Trugbild. Gerade die ländlichen Regionen leben in Armut. Der Anschluss an Bildung, Gesundheitsversorgung, Straßennetz, Internet, Wasser und Strom ist vielerorts mangelhaft.
Auch wenn mir früher – vor zehn Jahren – eine Osternacht oder Vigil endlos erschien, gefiel es mir sehr, die Feiertage so intensiv zu verbringen und manche Messe sogar zweimal zu erleben. Jedenfalls deutlich besser, als den Tag zuhause zu verbringen, aus Langeweile auf Social Media rumzuhängen oder irgendwelche Erledigungen zu machen.
So geht es für mich nun mit doppelten Ostererlebnissen zurück in die Arbeit – ohne Feiertag Ostermontag. Seufz.
Sonja
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