Es ist irgendwie nicht zu fassen, dass schon sechs Monate unserer Zeit in Tansania vorbei sind.
Die Zeit vergeht wie im Flug und seit unserem letzten Bericht hat sich hier so einiges getan und wir haben sehr viel erlebt.

Wir waren im November und Dezember die meiste Zeit in Sumbawanga an der Secondary School, um weiterhin Deutschunterricht zu geben, wo wir das Schuljahr auch mit einer Prüfung für unsere Klasse abgeschlossen haben. Danach ging es pünktlich zum Weihnachtsfest für eine Woche zurück in unsere Abtei, wo wir zunächst bei den Vorbereitungen geholfen haben, wie zum Beispiel beim Aufbau der Krippe oder in der Küche, und dann mit den Brüdern zusammen gefeiert haben. Nach der Christmette an Heilig Abend gab es für alle einen kleinen Mitternachtssnack und am ersten Weihnachtsfeiertag gab es dann ein großes Festessen. Doch das schönste Erlebnis hatten wir am zweiten Feiertag, wo sämtliche Kinder aus den umliegenden Dörfern zunächst zu einer Mischung aus Feier und Religionsunterricht in die Kirche und anschließend zu einem Festessen eingeladen waren. Hintergrund dieser Aktion war, dass es sich viele Familien schlicht nicht leisten können, Weihnachten besonders zu feiern, und für viele Leute ist es deshalb nur ein Tag, wie jeder andere. Deshalb wurden die Kinder der Familien eingeladen, damit diese das Weihnachtsfest auch einmal richtig erleben können und nicht nur in der Kirche davon hören. Es war dann toll zu sehen, wie sehr sie sich alle gefreut haben und wie glücklich alle waren.

Nach Weihnachten stand dann direkt unser erster Urlaub auf dem Plan, über Silvester ging es für eine Woche nach Sansibar. Nach einer sehr abenteuerlichen Zugfahrt (unter anderem ist ein Wagon entgleist) und einer vielleicht nicht ganz so legalen Fährenfahrt kamen wir etwas verspätet auf der paradiesischen Insel an, wo wir dann auf einer riesigen Strandparty in das neue Jahr reingefeiert haben. Ansonsten haben wir viel entspannt und relaxed, viele andere Freiwillige kennengelernt, die auch alle dort Urlaub gemacht haben, wir haben uns beim Stand-Up-Paddling versucht und eine Blue Safari gemacht, bei der wir verschiedene schöne kleine Inselchen besucht und auch geschnorchelt haben. Der Urlaub war richtig schön, Sansibar ist eine traumhafte Insel und nach drei weiteren Tagen in Dar es Salaam ging es wieder mit aufgetankten Kraftreserven zurück nach Mvimwa.

Dort blieben wir dann für ungefähr zehn Tage, wo wir viel mit den Schülern der Berufsschule zusammengearbeitet haben, die gerade in ein neues Schuljahr gestartet sind. Wir unterstützten sie bei den Vorbereitungen auf dem Schulgelände (z.B. bei der Gartenarbeit) und uns wurde deren Farm gezeigt, mit welcher die Schule sich teilweise selbst versorgt.

Danach ging es mit einem kurzen Zwischenstopp in Mbeya schon wieder in Richtung Dar es Salaam und dann für unser Zwischenseminar weiter nach Bagamoyo. Bagamoyo (das bedeutet übersetzt „lege dein Herz nieder“) ist eine wunderschöne und historisch sehr wichtige Küstenstadt, unter anderem war sie früher die Hauptstadt der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika und bekannt als sehr großer Sklavenumschlageplatz. Nach unserer Ankunft und dem Mittagessen stand dann erstmal eine Kennenlernrunde an, wir waren insgesamt 14 Freiwillige aus Tansania, Malawi, Sambia und Ruanda. Das war ein richtig guter Einstieg und man hat direkt gemerkt, dass wir eine richtig gute Gruppendynamik haben, das hat die Vorfreude auf die Woche nochmal richtig gesteigert. Am ersten ganzen Tag stand dann auch direkt auf dem Programm, die Stadt und die historischen Sehenswürdigkeiten in Zweiergruppen zu erkunden und dabei auch mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen und die Kultur von Bagamoyo zu erforschen. Wir haben zum einen einige historische Gebäude besichtigt, wie zum Beispiel das ehemalige deutsche Verwaltungsgebäude oder den Platz, an dem viele Sklaven früher erhängt wurden. Auch anderweitig haben wir uns in der Stadt umgeschaut und uns mit einigen Einwohnern unterhalten und so zum Beispiel ein sehr interessantes Gespräch mit einem Maler geführt. Die nächsten eineinhalb Tage stand dann der größte Programmpunkt des Seminars an, nämlich ein Rückblick auf unser erstes halbes Jahr hier in Tansania. Dafür hatten wir zunächst einen Vormittag Zeit, um unsere Reise durch die letzten sechs Monate auf irgendeine Weise darzustellen, um das anschließend in kleineren Gruppen vorzustellen. Unsere beiden Betreuer haben dann mit den Präsentationen begonnen und direkt gezeigt, dass wir sehr offen und vertrauensvoll über alles miteinander reden können, das war ein sehr guter und wichtiger Dosenöffner für jeden von uns. So wurde sich für jede Person wirklich die Zeit genommen, um auf alles, wo Redebedarf bestand, einzugehen und wirklich hilfreiches Feedback zu geben und zu erhalten. Wir haben viel über andere Länder und andere Einsatzstellen gelernt, viel Neues erfahren und uns in einigen Situationen auch selbst wiedererkannt, das war richtig spannend zu sehen und hat uns allen sehr viel gebracht. Nach diesen intensiven Einheiten durften wir dann die restliche Seminarwoche selbst planen und alle Themen einbringen, die wir wichtig fanden und wo für uns Redebedarf bestand. So hat sich eine sehr spannende Woche entwickelt, in der es kaum einmal langweilig wurde, weil immer wichtige und relevante Einheiten abgehalten wurden. Themen waren unter anderem die Rolle als Freiwillige/-r, Rassismus, Gewalt, Umgang mit Geld, mentale Gesundheit, Rollenbilder von Männern und Frauen, kulturelle Unterschiede und auch schon ein Zukunftsausblick sowohl auf die restliche Zeit im Projekt als auch schon auf die Zeit danach. Alles in allem war es eine sehr intensive und sehr hilfreiche Woche, die sehr viel Spaß gemacht hat. Wir haben tolle andere Freiwillige kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen, viel Input bekommen und gehen jetzt wieder mit voller Motivation das zweite halbe Jahr an.

Zum Abschluss wurden uns von unseren Betreuern noch sehr inspirierende Worte aus dem Talmud mit auf den Weg gegeben:
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.

Diese Verse nehmen wir uns jetzt zu Herzen und wir gehen mit neuen Gedanken und Impulsen in die zweite Hälfte unseres Freiwilligendienstes.
Schöne Grüße aus Tansania
Jonas & Antonio