Während Deutschland im Schnee versank, wurde es hier in Chile immer wärmer und schon war etwas da, was mir deutlich machte wie unglaublich schnell die Zeit hier vergeht: das Schuljahresende, was fast die Halbzeit meiner Zeit im Colegio markiert. Genauso wie in Deutschland schließen jedes Jahr einige der Schülerinnen und Schüler die Schule ab, wobei das hier mit deutlich weniger Freude als in Deutschland verbunden ist, da der Großteil der Schülerinnen und Schüler das Colegio ungern verlässt. Trotzdem werden sie gebührend gefeiert, bei der sogenannten „Licenciatura“. Dabei wurden alle einzeln auf die Bühne geholt und bekommen eine Urkunde, bei der eine persönliche Stärke des Einzelnen hervorgehoben wurde, was ich sehr schön fand. Zum Glück muss nur ein kleiner Teil gehen, ein anderer Teil wechselt nach der achten Klasse in eine „Taller“, eine Arbeitsgruppe, wo sie Filzen, Seife herstellen oder in der Gärtnerei arbeiten.

Am 12. Dezember war dann schon der letzte Schultag und damit standen die Ferien an, auf die sich viele freuten. Auch wenn es da zu Weihnachten noch fast zwei Wochen hin war, wurde in jeder Klasse eine kleine Weihnachtsfeier gefeiert. Das Klassenzimmer wurde schön geschmückt und wie bei jedem Fest im Colegio, brachten alle etwas mit und wir genossen zusammen einige Leckereien. Zur Freude der Schülerinnen und Schüler bekamen alle ein kleines vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Dann stiegen sie ein letztes Mal für dieses Jahr in den Bus und fuhren in die verdienten Ferien.

Leider galt das noch nicht für die Tias (die Lehrerkräfte), die bis Ende Dezember im Colegio bleiben müssen, um alles auf Vordermann zu bringen. Das geht von Kisten aussortieren zu Stifte spitzen (wovon man im Übrigen Blasen an den Händen bekommen kann) zu einem ganzen Umzug. Aufgrund der Schwangerschaft einer Lehrerin werden im nächsten Schuljahr einige Klassen umstrukturiert, was auch der Wechsel von Klassenzimmern bedeutet. Bei der immer stärker werdenden Hitze hieß es also Kisten, Schränke, Tische und Stühle hin und her zu schleppen.

Auch wenn es bei den heißen Temperaturen für mich schwer war in Weihnachtsstimmung zu kommen, war Weihnachten dann doch da. Im Colegio gab es unter den Tias auch eine kleine Weihnachtsfeier, wo alle sich selbst übertroffen und sehr leckere Sachen mitgebracht haben, beispielsweise die Cola de Mono, ein Kaltgetränk, das aus Milch, Kaffee, Rum und verschiedenen Gewürzen besteht und ein typisch chilenisches Weihnachtsgetränk ist. Es wurde auch gewichtelt, nur, dass man statt eines Geschenkes eine Weihnachtskarte von einem „amigo secreto“ bekommt. Das fand ich sehr schön, da damit viel Wertschätzung füreinander gezeigt wurde.

An Heiligabend selbst waren wir (die Freiwilligen) bei der Sekretärin der Schule und ihrer Familie eingeladen und haben dort ein sehr schönes Weihnachten verbracht. Erst gab es leckeres Essen und anschließend Geschenke, die „Santa“ gebracht hatte. Am ersten Weihnachtsfeiertag ging es dann zur Verwandtschaft raus aufs Land, wo gegrillt und im Pool gebadet wurde, die Kinder haben natürlich mit ihren Weihnachtsgeschenken gespielt. Es waren wirklich schöne Tage, die sich aber ganz anders als mein gewohntes Weihnachten anfühlten. Trotzdem war es sehr schön wieder einmal die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen hier zu erfahren, die mich weniger die Familie und das gewohnte Weihnachtsfest vermissen ließen.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag ging es dann auch schon wieder in die Arbeit, die zum Glück diese Woche stundentechnisch deutlich verkürzt wird. Außerdem macht die Vorfreude auf den Urlaub ab Januar die Arbeit und die immer steigenden Temperaturen deutlich erträglicher.

Ich wünsche euch nachträglich frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Eure Magdalena