Als ich Mitte März frühzeitig und sozusagen über Nacht aus Chile ausreisen musste und mich zum größten Teil noch nicht einmal von den Schülern, Lehrern und meinen Freunden dort verabschieden konnte, brach für mich im ersten Moment eine kleine Welt zusammen. Mir ist zwar klar, dass Corona mit Sicherheit jedem Einzelnen von uns mehr oder weniger gravierend einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht hat, aber ich hab ziemlich lange gebraucht, um zu realisieren, was da eigentlich gerade alles passiert.

Ich kann behaupten, dass ich in Chile die Zeit meines Lebens mit wundervollen Menschen hatte. Ich habe unglaublich viel Liebe, Freude und Hilfsbereitschaft von ihnen erfahren und einen ganz tollen Arbeitsplatz am Colegio „Sternenkinder“ gehabt.

Schon als ich noch in Chile war, habe ich mit dem Gedanken gespielt, meinen Dienst zu verlängern. Letztendlich konnte ich nicht ein halbes Jahr länger dort sein, sondern ein vier Monate kürzer. Ziemlich bald dann, nach meiner Rückkehr nach Deutschland, kam in mir der große Wunsch auf, wieder zurück nach Chile zu gehen, um meinen Freiwilligendienst dort fortführen zu können.

Nachdem ich einige Zeit über meinen Wunsch nachgedacht habe, eventuell mit den neuen Freiwilligen im August auszureisen, habe ich mit Mona darüber gesprochen. Alles, was sie dazu sagen konnte, war, dass sie es nicht sagen kann. Alles war unsicher. Ich habe aber nicht lockergelassen und es hat sich dann herausgestellt, dass es tatsächlich möglich wäre – theoretisch – im August, zusammen mit den anderen drei Freiwilligen, erneut nach Chile auszureisen. Pustekuchen! Die Ausreise im August konnten wir alle vergessen. Das Corona-Virus machte es unmöglich für uns.

Wenn ich ehrlich bin, war mir von Anfang an bewusst, dass meine Ausreise ziemlich unsicher ist, jedoch habe ich mich trotz Allem dazu entschieden und werde es auch weiterhin versuchen. Nach einiger Zeit mit viel Bangen habe ich erfahren, dass alle anderen drei Chile-Freiwilligen abgesprungen sind. Das bedeutet für mich, dass ich -falls überhaupt- alleine ausreisen und dort wohnen werde. Schon ein aufregender Gedanke, aber keinesfalls ein Grund für mich, auch abzuspringen.

Nach viel Hin- und Herschreiben, Organisieren, Informieren und vor allem Hoffen & Warten, fand dann sogar persönlich ein Vorbereitungsseminar statt. Natürlich mit allen möglichen Abstandsregelungen und Corona-Maßnahmen. Wir waren vier Freiwillige, die an diesem Seminar teilgenommen haben, zwei vom Bistum Augsburg und zwei vom Bistum Eichstätt. Wir hatten ein tolles Seminar, und eine mögliche Ausreise hat sich für mich tatsächlich nicht mehr so unwirklich und weit weg angefühlt.

Schnell hat mich aber die Realität wieder eingeholt und mir ist nochmal bewusst geworden, dass ich die Corona-Krise nicht beeinflussen kann und mir eigentlich nur Abwarten und Hoffen bleibt. Natürlich habe ich sonst in meinem Leben nicht alles links liegen gelassen und solange ich nicht sicher weiß, ob und wann ich ausreisen kann, greift mein Plan B. Ich bereite mich auf mein Studium, welches ich im nächsten Jahr beginnen möchte, vor und genieße es dabei auch sehr, viel Zeit mit meiner großen Familie verbringen zu können.

Elisabeth