Der Weltfreiwilligendienst Chile bietet die Möglichkeit, sich ein Jahr lang in der integrativen Schule des Projekts Niños de la Estrella in Los Ángeles zu engagieren. Die drei Freiwilligen Anja, Fenja und Helene werden dieses Jahr ihren Freiwilligendienst dort beginnen. Die ehemalige Freiwillige Hanna gibt den dreien Tipps für deren Start, erzählt von ihren Erfahrungen aus dem Auslandsjahr und berichtet, wie das Leben in Chile sie verändert hat.

“Die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen dort, die vermisse ich in Deutschland”, meint Hanna mit Blick auf ihren Weltfreiwilligendienst in Chile. Die ehemalige Freiwillige hat von 2017 bis 2018 einen Freiwilligendienst im Projekt Niños de la Estrella in Chile, einer Schule und Tagesstätte für Menschen mit körperlichen sowie geistigen Behinderungen, absolviert. Zukünftigen Freiwilligen rät sie, diese Herzlichkeit und Offenheit zuzulassen, sich voll auf die Menschen und das Land einzulassen. Wer offen ist, sich auch integriert und viel mit Einheimischen macht, könne die Kultur super kennenlernen, erzählt Hanna. Denn in Chile sei alles sehr familiär. Von ihren Betreuern im Projekt sei sie beispielsweise immer als “hija”, also als “Tochter”, vorgestellt worden.   “Ich sag immer, ich hab meine chilenische Mama und meine chilenischen Großeltern.”

Weltfreiwilligendienst in Chile: fremde Kultur, soziales Engagement, viele Möglichkeiten

Anja, Fenja und Helene werden diesen Sommer ihren Freiwilligendienst in Chile beginnen. Auf die Frage, warum sie sich für einen Weltfreiwilligendienst in Chile entschieden haben, meinen sie neben dem sozialem Engagements sei ihnen auch die Möglichkeit, ein neues Land und dessen Kultur kennenzulernen wichtig.  “Natürlich spielt der Aspekt, dass es im Ausland ist und man auch die andere Kultur kennenlernen kann, eine Sprache vertieft, eine Rolle”, meint Anja. Sie wolle das Land nicht aus der Perspektive eines Touristen sehen, sondern sich wirklich einleben, erzählt Fenja. Ebenso wichtig ist den Freiwilligen das soziale Engagement im Projekt. Helene meint, sie könne es sich vorstellen, später beruflich im sozialen Bereich, beispielsweise in der Arbeit mit behinderten Menschen tätig zu sein. “Es ist jetzt so, dass ich erstmal über einen längeren Zeitraum schaue, ob es mir taugt oder halt nicht.” Dass die soziale Arbeit dabei die persönliche Perspektive erweitert spiele für die Outgoings zudem eine Rolle: “Ich find das schon wichtig, dass man eben auch in sozial ärmeren Verhältnissen mal sieht, wie es den Leuten geht, einfach um Toleranz und Akzeptanz zu schaffen und zu wissen, was man für ein Privileg eigentlich hat”, erklärt Fenja.

Ein Jahr lang Pflege: Hannah betreute eine Gruppe Kinder mit schwerer Behinderung

Sie hätte sehr viel aus ihrem Jahr sozialen Engagements mitgenommen, meint Hanna. Zu ihren Aufgaben im Colegio zählte die Pflege von Kindern, aber auch gemeinsame Aktivitäten wie Basteln, Kochen, Besuche in der Gärtnerei oder bei den Tieren standen auf dem Plan. Zu sehen, dass die Kinder mit so wenig zufrieden und glücklich sind, sei sehr schön gewesen. “Weniger schön war, manchmal zu sehen, dass man nicht viel bräuchte, um das noch schöner zu machen.” Da hätte es beispielsweise Kinder gegeben, deren Familien nicht genug Geld für das Gas zum Heizen gehabt hätten. “Das wäre kein Euro im Monat gewesen, aber das konnten sich meine Kinder damals nicht leisten.” Nach ihrem Freiwilligendienst hätte Hannah dann das Gas für ein Jahr im Voraus bezahlt. “Das ist für die die größte Freude gewesen.”

Eine ganz andere Wertschätzung und eine neue Gelassenheit

Von ihrem Freiwilligendienst hätte sie daher eine ganz andere Wertschätzung für Alltägliches mitgenommen. “Eine schöne Heizung wär jetzt schon etwas Tolles”, hätte sie sich im Winter in Chile manchmal gedacht. Zurück in Deutschland hätte sie dann warmes Wasser, ohne dass man den Boiler dafür anzünden muss, und ein warmes Haus viel mehr geschätzt. Bis heute führen ihr die Erfahrungen aus dem Freiwilligendienst vor Augen, wie gut es uns hier in vielerlei Hinsicht ginge.

Neben dieser neuen Wertschätzung hat Hanna außerdem eine ganz neue Gelassenheit aus ihrem Auslandsjahr mitgebracht. “Ich bin viel entspannter, seit ich in Chile war. Davor war ich zum Beispiel ein überpünktlicher Mensch.” In Chile würde das mit der Pünktlichkeit nicht überall so genau genommen werden. Zu Weihnachten seien die Freiwilligen etwa zwei Stunden zu spät gekommen und seien immer noch die ersten gewesen, die da waren. “Das ist voll okay dort.”

Die Outgoings blicken voller Vorfreude auf ihre Ausreise im Sommer

Den drei Outgoings rät Hanna, entspannt an das Abenteuer “Freiwilligendienst” heranzugehen. Derzeit hielte sich die Aufregung mit Blick auf die bevorstehende Ausreise noch in Grenzen, meinen Anja, Fenja und Helene. “Aktuell ist ganz viel Vorfreude da, dass man den Freiwilligendienst jetzt machen kann”, erzählt Anja. Sie hatte sich vor zwei Jahren schon einmal für den Weltfreiwilligendienst beworben, als Corona ihre Auslandspläne durchkreuzte. Nun blicke sie voller Optimismus auf die Ausreise im Sommer. Konkrete Erwartungen habe sie nicht: “Ich will einfach auf mich zukommen lassen, was so passiert.” Hanna meint dazu: “Wenn’s am Anfang nicht so klappt, dann ist es halt so.” Mit der Zeit würde sich schon alles ergeben. Dann fällt Anja doch noch ein Wunsch ein: „Was ich natürlich schön finden würde, wäre wenn der Kontakt zu den Leuten von dort bestehen bleibt, auch wenn man wieder zurück ist.” Hanna erzählt den dreien, für sie sei dies der Fall gewesen. Und auch wenn sie hier in Deutschland die Offenheit und Herzlichkeit der Chilenen vermisst: über den Kontakt mit ihre Kolleginnen und Kollegen hat Hanna noch immer eine Verbindung zu den Leuten und dem Land, das sie durch den Weltfreiwilligendienst in ihr Herz geschlossen hat.