Ein guter Monat Freiwilligendienst in Rumänien ist inzwischen vorbei, das heißt ein Zehntel habe ich bereits hinter mir. So fühlt es sich allerdings nicht an, die Zeit hier vergeht unglaublich schnell. Vielleicht liegt es daran, dass es immer etwas zu erleben gibt und Langeweile überhaupt nicht aufkommen kann.

Ich habe mich sehr gut eingelebt und nicht nur viele neue Freunde gefunden, sondern auch mit meiner Gastfamilie viel unternommen. Die Weinlese Anfang Oktober war ein sehr prägendes Ereignis in meiner bisherigen Zeit hier. Viele Nachbarn haben geholfen und an einem Tag haben wir den gesamten Weinberg meiner Gastfamilie geerntet. Danach, so besagt es die Tradition bringt es guten Wein, wenn das Mädchen der Familie die Trauben stampft und da ich in meiner Gastfamilie zurzeit das einzige Mädchen bin, war das meine Aufgabe. Zu Beginn habe ich mich bei der Vorstellung unwohl gefühlt, aber letztendlich war das Fest sehr faszinierend und schön, denn wir haben noch alle zusammen draußen gegessen und uns viel Unterhalten.

Meinen Freiwilligendienst bei der Caritas verbringe ich vormittags mit Schwester Narcissa zusammen und wir fahren zu älteren und ärmeren Menschen in Blaj und Umgebung. Wir bringen ihnen Medikamente, füllen die Medikamentenschachteln auf und erledigen für sie ein paar Sachen, wie Einkäufe besorgen oder Rechnungen in der Innenstadt bezahlen. Wir haben zum Beispiel einer älteren Frau Wasser von ihrem Brunnen im Garten geholt. Die meisten Leute in Tiur, dem Stadtteil in dem wir zweimal die Woche sind, haben kein fließendes Wasser, sondern sammeln Regenwasser oder holen Wasser aus einem Brunnen. Das ist allerdings sehr anstrengend und deswegen haben wir das für sie erledigt.
Ein anderes Mal haben wir einer Frau geholfen Tomatensoße für den Winter zu “pürieren”. Das benötigt viel Kraft, denn die Leute haben keinen Mixer, sondern eine Art Presse, durch die die gekochten Tomaten durchgedrückt werden müssen.
Es ist immer unglaublich interessant in die Häuser dieser Menschen zu kommen und manchmal habe ich das Gefühl ich würde eine Zeitreise machen.

Die Nachmittage verbringe ich im Day-Care-Center, wo ich den Mitarbeitern helfe und auch selbst Einheiten für die Kinder gestalte.  Die Kinder im Day-Care-Center benötigen häufig extra Unterstützung beim Hausaufgaben machen und lernen. Das bringt auch meinen Rumänischkenntnissen sehr viel, denn die Kinder lernen ähnliche Inhalte wie ich, zum Beispiel die Zahlen beim Rechen oder Pluralformungen in der rumänischen Grammatik.
Danach wird dann noch gespielt und man kommt zusammen und hält gemeinsam das „Consilio” (Beratungsgespräch) ab, das heißt man redet zusammen. Viele Kinder haben Probleme Gefühle zu erkennen oder damit umzugehen und haben zum Beispiel ADS, ADHS, oder Autismus. Deswegen geht es in dem „Consilio“ oft darum wie man Miteinander umgeht, aber ich durfte zur Abwechslung auch zwei Tage gestalten. Ich habe ich eine einfache Deutschstunde mit den Kindern gemacht, bei der sie viel Spaß hatten und danach haben wir Topfschlagen gespielt, natürlich mit Gummibärchenbrezen aus Deutschland. Auch in der Freizeit danach freuen sich die Kinder immer, wenn ich ihnen ein neues deutsches Spiel beibringe.

Ich fühle mich bei meinem Freiwilligendienst in Rumänien sehr wohl und habe bereits im ersten Monat sehr viel Erlebt und mich gut eingelebt. Ich freue mich sehr auf die nächste Zeit hier und bin gespannt, was sonst noch passieren wird.

Kristina